Geschichte

  

 Die Geschichte der Zahlenhäuser

 

Es war einmal weit, weit entfernt ein kleiner Wald zu dem schon seit langer Zeit kaum Besucher mehr gekommen waren. Es war ein gewöhnlicher Wald ohne besondere Hügel und interessante, jahrhundertalte Bäume.

Es war ein heißer Sommertag, es war ganz ruhig und still im Wald, nichts bewegte sich. Nur das alte Eichhörnchen versuchte im Laub nach Futter für den Winter zu suchen. Als es müde geworden war, stützte es sich auf seinen Stock und dachte ein bisschen nach. Er erinnerte sich an seine Jugend, an die Zeit, in der der Wald noch voll mit Leben gewesen war. Sonntags waren immer viele Kinder gekommen, die fröhlich herumgelaufen waren und Verstecken gespielt hatten. Heutzutage kommen kaum noch Besucher. Und wenn einige Leute vorbeikommen, tragen sie eine kleine schwarze Box in der Hand, auf die sie schauen und manchmal reden sie sogar hinein. Früher hatte es sowas nie gesehen. Jedes Kind hatte interessiert im Wald herumgeschaut und die Eichhörnchen beobachtet. Oft hatten sie sogar Futter für die Tiere mitgebracht. Natürlich hatte es immer wieder einen Spitzbuben unter den Kindern gegeben, der Spaß daran gehabt hatte, mit Steinen auf die Eichhörnchen zu schießen, aber die meisten Kinder waren immer sehr nett und freundlich gewesen.  

„Wenn nur diese guten alten Zeiten zurückkämen!“, seufzte das Eichhörnchen.

„Was hast du gesagt, Nachbar?“, fragte die Amsel, die gerade von ihrem gewöhnlichem Rundflug zurückgekommen war.

 „Oh, es ist eigentlich nicht so wichtig, ich habe mich nur an die schöne alte Zeiten erinnert. Es wäre so schön, wenn es vor lauter Tieren und Menschen wieder im Wald wimmeln würde, es würde so viel Spaß geben!“

 „Hmmm interessant. Ich war gerade im Nachbarwald bei einem alten Freund, er erzählte mir, dass es jetzt bei ihnen eine Waldschule gibt und sie immer viele Besucher haben.“

 „Na so was, warum ist das uns nicht früher eingefallen? Lass uns auch so etwas machen!“ „Gute Idee! Kommt, wir rufen alle Tiere des Waldes zusammen!“, mischte sich der Schmetterling ein, der zwischen den Laubbäumen zugehört hatte.

Und so geschah es. Die Amsel zwitscherte im ganzen Wald herum, dass beim Sonnenuntergang jeder unter dem größten Eichenbaum zu einer wichtigen Besprechung erscheinen soll. Dann ging sie mit dem Eichhörnchen zu dem ältesten Bewohner des Waldes, nämlich zur weisen Eule, und sie weihten sie in ihre Pläne ein. Die Idee gefiel der weisen Eule sofort sehr gut, wobei das ja kein Wunder war, denn für sie waren  Kultur und Bildung schon immer sehr wichtig.

Als es Abend wurde, kamen alle Tiere, sowohl die Großen als auch die Kleinen zur Eiche. Jeder war  sehr neugierig, denn so eine Versammlung hatte es schon lange nicht mehr gegeben. Endlich begann ihr Freund die Eule ihre Flügel zu heben und zu sprechen. Als die Tiere das sahen wurden sie sofort leise.

„Meine Freunde! Danke, dass ihr alle gekommen seid. Dies ist ein wichtiger Tag in der Geschichte unseres alten Waldes. Wir möchten unseren Wohnort für Besucher viel interessanter und attraktiver machen. Wir dachten, wir könnten eine Waldschule gründen. Am schönsten Platz könnten wir eine besondere Straße mit Häusern errichten, mit deren Hilfe die Kinder die Zahlen dann richtig gut lernen können. Am Anfang der Straße würde ein kleines Haus mit der Zahl 1, am Ende ein schönes großes Haus mit der Zahl 10 stehen. Dazwischen würden wir die anderen Häusern in aufsteigender Größe bauen. So könnten die Kinder die Zahlen ganz einfach lernen. Also, darüber möchte ich nun eure  Meinungen und Ideen hören.“

„Ich habe schon eine Idee. Neben jedem Haus soll ein Apfelbaum stehen, mit genauso vielen Äpfeln am Baum, wie hoch die Zahl des Hauses ist.“

„In den Lernbüchern lernen die Kinder oft mit Äpfeln rechnen.“, rief der Wurm begeistert.  „Das kommt nicht in Frage!  Sonst würdest du ja alle aufessen. Im Wald gibt es sowieso so wenig Apfelbäume.“, murmelte der Igel.  „Und ich denke, du beißt immer in die Äpfel hinein!“, sagte der kleine Wurm feindselig.

„Ruhe!“, unterbrach die Eule die Diskussion, „Die Idee ist ausgezeichnet. Aber die Äpfel sollten wir aus Holz schnitzen, damit sie nicht aufgegessen werden.“

„Ich melde mich freiwillig um beim Schnitzen zu helfen!“, rief der Specht.

„Ich sammle Beeren, um daraus rote Farbe zu machen!“, brummte Frau Bär. Sie versprach sogar jedem Arbeiter eine leckere Himbeertorte zu backen.

Das Eichhörnchen begann damit, die Zahlen auf die jeweiligen Türen und Bilder von Händen auf die Fenster zu malen, die zeigen sollen, welche Nummer die Häuser haben. Der kleine Fuchs, der Blumen sehr liebt, versprach zu jedem Haus Rankblumen zu setzen, und sie regelmäßig zu schneiden, damit sie genauso viele Blüten haben, wie die Zahl auf dem Haus. Man wird sogar noch sehen können, ob es sich um eine gerade oder ungerade Zahl handelt.

Im nächsten Monat arbeitete jedes Tier im Wald sehr hart, damit die Straße der Zahlenhäuser rechtzeitig fertig werden kann. Die Amsel und die anderen Vögel verteilten Flugblätter, damit jeder von diesem großen Ereignis erfährt.

Zu Herbstbeginn glänzten die Häuser schon frisch gestrichen in der Sonne. Jeder war glücklich darüber an dieser Arbeit teilgenommen zu haben, aber am allermeisten freuten sich die Bewohner der Häuser, weil sie so ein schönes Zuhause bekommen haben. Sie konnten das Eintreffen der ersten Besucher kaum erwarten. Die kleine Maus, die in das Haus Nummer 4 einzog, zeigte jedem stolz ihren Würfel. Sie erzählte, dass sie den Schülern helfen wird, die länger als andere brauchen um etwas zu lernen und manche Antworten nicht sofort wissen, die Lösungen auf dem Würfel zu zeigen. Und so wurde alles fertig. Man konnte sehr gut sehen, wieviel Arbeit hinter dem schönen Ergebnis steckt. Jetzt mussten nur noch die Besucher kommen.

Ich hoffe, dass du die Straße der Zahlenhäuser gerne besuchst und die Zahlen kennenlernst. Deine Freunde der Marienkäfer, die Raupe, der Schmetterling, die Maus mit dem Würfel, die Amsel, das Eichhörnchen, der Hase, der Fuchs, das Wildschwein und die Bärin warten schon auf dich.